Redebeitrag anlässlich der Demo „Solidarität mit den Menschen in Griechenland! Gegen die deutsch-europäische Verelendungspolitik!“ am 3. Juli 2015 in Freiburg
Solidarität mit den Menschen in Griechenland – Gegen die deutsch-europäische Verelendungspolitik!
„Faule Griechen“ und „deusche Retter“?
Die gegenwärtige Berichterstattung zur Griechenlandkrise bietet diverse, vollkommen falsche Erklärungen, warum der griechische Staat faktisch zahlungsunfähig ist. Ökonomische Kategorien, wie Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung oder Wirtschaftswachstum spielen in der Berichterstattungen bestenfalls eine nebensächliche Rolle. Dem Nationalchauvinismus des deutschen Bürgertums sind hingegen kaum noch Grenzen gesetzt. In der Berichterstattung tauchen vor allem zwei abwegige Erklärungsmuster auf:
Erstens stellen deutsche JournalistInnen „die Griechen“ in der Regel als eine homogene Masse dar, die „faul“ ist, mit Anfang 50 in Rente geht und der europäischen Gemeinschaft auf der Tasche liegt. Sie hätten „über ihre Verhältnisse“ gelebt und seien an ihrer Misere selbst Schuld.
Zweitens werden die Geldgeber als großzügig und aufopferungsvoll dargestellt, die „die Griechen“ mit immer neuen Notkrediten „retten“. Doch das vermeintlich aufmüpfige Griechenland ist nicht bereit oder fähig, die „notwendigen Reformen“ umzusetzen. Die zwei Führungsfiguren der SYRIZA-Partei, Yannis Varoufakis und Alex Tsipras, werden mal als ungezogen, mal als undankbar dargestellt.
Besonders widerlich berichtete die Zeitung Die Welt, welche die vermeintlichen Ursachen der Krise mit der rassischen Unterlegenheit der Griechen erklärte. Bei denen, so der Vorwurf, handle es sich nicht um „Nachfahren eines Perikles oder Sokrates“, sondern „um eine türkisch überformte Mischung aus Slawen, Byzantinern und Albanern“. (1) Der unverholene Rassismus dieser Aussage zeigt, was mittlerweile öffentlich gesagt werden kann, ohne dass dies zu einem medialen oder gesellschaftlichen Aufschrei führt.
An diesen nationalchauvinistischen Erklärungen, in denen ökonomische Realitäten keine Rolle spielen, ist so ziemlich alles falsch.
Ursache der gegenwärtigen Misere: Die Dauerkrise seit 2008